ding - dong - dang
ARTE ALBIGNA, Graubünden
«Am 24. Oktober 1954 erklangen im ganzen Bergell die Kirchturmglocken.»
Diese häufig zitierte Beschreibung des Tags, an dem die Stadtzürcher einem Millionenkredit für den Bau der Bergeller Kraftwerke und übertragungsleitungen zustimmten, verdeutlicht den wirtschaftlichen Aufschwung, der die Wasserkraftanlagen dem Bergell brachten: neue Arbeitsplätze, Wasserzinsen und Steuereinnahmen prägen die Wirtschaft des Tals bis heute. Die damalige Euphorie hervorrufend, die die Verkündigung des Staumauerbaus bei der Bergeller Bevölkerung ausgelöst hatte, hat Manfred Alois Mayr ein Glockenspiel geschaffen, das das damalige Läuten der Kirchenglocken wieder ertönen lässt. Jedes einzelne als Instrument fungierende Gerüstrohr wurde den Klängen der Tal-Kirchen angepasst. Platziert ist das Glockenspiel auf der Staumauerkrone — der physischen Verkörperung des wirtschaftlichen Aufschwungs. Aus einzelnen Konstruktionselementen am Geländer zur Talseite hin montiert, erinnert das Glockenspiel in seiner offensichtlichen Bau-ästhetik an das Errichten der Staumauer sowie an ein Bild des Holzschneiders und Malers Emil Zbinden (1908-1991): Dieses zeigt die rohe ästhetik eines Kabelkrans auf der Albigna, einer rötelfarbenen Gerüstkonstruktion, mit Hilfe derer zahllose Tonnen von Baumaterialien transportiert wurden.
In ortsspezifischen Auseinandersetzungen schafft Manfred Alois Mayr (*1952) raumgreifende und kleinere Installationen. Den Untersuchungsgegenstand bilden dabei alltägliche Lebensräume, die der Künstler auf die Präsenz des Menschen hin analysiert. Dabei stellen sich ihm Fragen wie die nach der Konstruktion von (kultureller) Identität oder der Existenz von Farben und spezifischen Materialien sowie ihrer kulturellen Bedeutung. Skulpturale Gebrauchsgegenstände werden einem Bedeutungswandel unterzogen, der neue, häufig irritierende Referenzen schafft. Die Arbeiten des Raumanthropologen bewegen sich zwischen Kunst und Architektur, zwischen Design und Objekt.
Céline Gaillard
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Künstlerische Leitung Luciano Fasciati
Kuratorin Céline Gaillard
Foto: Ralph Feiner und Archiv M. A. Mayr
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